Dorfrundgang mit Besuch der ältesten Betriebe
Pünktlich um 13.30 Uhr trafen sich 12 interessierte Rogätzer und ein Loitscherin bei Auto-Schulz in der Brinkstraße. Hans-Peter und Romy Schulz hatten alle Türen weit geöffnet und freuten sich über den Besuch in ihrem Traditionsbetrieb, dem ältesten von Rogätz. Urgroßvater Eduard Schulz war um 1870 von Pommern nach Rogätz gekommen, um sich auf dem Rittergut zu verdingen. Er merkte bald, Rogätz kann eine dritte Schmiede gut gebrauchen. 1872 war es dann soweit. Seither wird ununterbrochen auf dem Grundstück in der Brinkstraße gewerkelt: seit 140 Jahren also. Alle Achtung! Ab 1900 durch Großvater Otto Schulz, 1929 folgte Vater Otto, der 1909 das Licht der Welt erblickt hatte. Von 1933 rückte das Automobil zunehmend in den Arbeitsmittelpunkt. Otto Schulz gründete eine Autowerkstatt. Von der alten Schmiede blieb einzig die Esse übrig. Sie schmückt heute das ehemalige Büro, das nun als Archiv genutzt wird. Die Werkstatt besaß als Privatunternehmen zu DDR-Zeiten zwei Verträge mit Autoherstellern, mit Wartburg und Skoda, eine absolute Seltenheit, erfahren wir von Hans-Peter Schulz, der 1972 den Betrieb übernommen hatte. 1992 wechselte man zur Adam-Opel-AG und erweiterte beträchtlich. Eine neue Halle in Rogätz und ein ganz neues Autohaus in Tangerhütte entstanden, das Sohn Michael führt. Die Tradition wird fortgesetzt. Dazu viel Erfolg auch weiterhin und danke für den interessanten Einblick!
Der Dorfrundgang ging dann zu einem kleinen Familienmuseum, das uns Vereinsmitglied Ursel Osinsky öffnete. In einem Stall bewahrt sie Arbeitsutensilien ihres Vaters, des Schuhmachers Richard Zellmer, auf. Er war der letzte seiner Zunft in Rogätz, von der es vor über 100 Jahren insgesamt noch neun gab. So manche Geschichte über den 2011 mit 89 Jahren verstorbenen "Richy" Zellmer machte die Runde und die Gäste bestaunten die Sammlung von Maschinen und Werkzeugen, Leisten, Meisterurkunden und Fotos von herrlichem Vergnügen beim traditionellen Handwerkerball. Danke, Ursel, für das Bewahren der Erinnerungen.
Über den Brink ging es dann vorbei am Ackerhof Nr. 1 - der Brinkstraße 31 (Behrends)- der Hausnummer 24 mit dem schönen alten Taubenturm auf dem Hof und dem ehemaligen Mannlehnskrug, das verwaiste "Deutsche Haus".
Die zwei schönen alten Schucken auf dem Brink, die vor sich hinrosten, stimmten traurig, auch der Zustand des Grundstücks, wo einst die älteste Schmiede stand, erwähnt 1560. Von der Schneidemühle und dem "Weißen Stern" konnten Fotos betrachtet werden. Viele Ansichten gab es auch zum ehemaligen Rittergut zu sehen. In der Seilerstraße
kehrten wir dann bei Rolf und Marion Steffens ein. Das Erstaunen über die sehr langgestreckte Seilerei war groß und auch darüber, dass die Maschinen durchaus noch zur Seileherstellung genutzt werden. 1876 hatte Karl Hille gegenüber am Friedhof unter freiem Himmel mit der Seilproduktion begonnen. Hauptsächlicher Abnehmer war die Landwirtschaft. Die massive Werkstatt entstand dann Anfang des 20. Jahrhunderts, ausgelegt mit Bohlen von einem in der Rogätzer Werft abgewrackten Schiff. Rolf Steffens erzählte über die Probleme zu früheren Zeiten, wie das Geschäft gerettet werden musste, wie es florierte und nach der Wende neu ausgerichtet wurde durch Sohn Holm, dem einst jüngsten Handwerksmeister im Bezirk Magdeburg. Wir danken unserem Vereinsmitglied Rolf Steffens für die Zeit, die er uns und diesmal nicht dem Fußball gewidmet hat. Wir wissen das zu schätzen.
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